Anzug tragen mit Stil

shutterstock_65481895 In vielen Unternehmen ist der Anzug für die Herren Pflicht. Auch bei feierlichen Anlässen lässt Mann es sich meist nicht nehmen, in dem klassischen Ensemble zu erscheinen. „Ein Anzug ist eine sehr traditionelle Bekleidung, die mit vielen Vorgaben verbunden ist“, betont allerdings Jan Schaumann, Stiltrainer aus Berlin.

Das fängt damit an, dass Jacke und Hose eine bestimmte Länge haben sollten. „Viele Herren tragen die Hosen zu lang“, weiß Insa Candrix, Imageberaterin aus Dortmund. Sie empfiehlt, Anzughosen immer mit einem klassischen Schuh anzuprobieren. Die Hosenbeine hätten dann die richtige Länge, wenn der Hosensaum im Stehen nur knapp den Schuh berühre, so dass die Bügelfalte höchstens einmal leicht einknicke. „Hinten sollte die Hose knapp über dem Absatz enden“, ergänzt Jan Schaumann.

Auch bei den Jackenärmeln schießt mancher Anzugträger übers Ziel hinaus. Um hier das richtige Maß zu finden, sollte man seine Arme schräg nach unten von sich weg strecken. „Wenn in dieser Haltung noch mindestens zwei Zentimeter von den Hemdmanschetten zu sehen sind, haben die Ärmel die richtige Länge“, sagt Candrix.

Außerdem sollte der Hemdkragen hinten über dem Sakko-Kragen herausschauen. „Kragen und Manschetten wurden früher nur zu besonderen Anlässen an das Oberhemd angeknüpft – ihnen kommt daher eine besondere Bedeutung zu“, erklärt Jan Schaumann.

Ein Anzug begleitet seinen Träger oft ganze Tage lang. „Beim Material wähle ich daher reine Schurwolle ohne jegliche Beimischungen, da sie besonders knitterunempfindlich ist“, sagt Schaumann. Wer Wolle mit Schwitzen gleichsetzt, irrt: Es gebe ganz leichte Wollstoffe, die sogar einen kühlenden Effekt hätten. Von Anzügen aus Baumwolle oder Leinen rät der Stiltrainer ab. „Diese Materialien vermitteln schnell den Eindruck, man hätte in dem Anzug geschlafen.“ Schaumann empfiehlt, vor dem Kauf grundsätzlich einen Knittertest zu machen: „Dazu hält man den Stoff eine Zeit lang zerknüllt in seiner Hand und beobachtet dann, wie lange er braucht, um in seine ursprüngliche Form zurückzukommen.“

Klassischerweise kombiniert man zum Anzug ein Hemd. Dabei sollte man grundsätzlich auf langärmelige Expemplare setzen. „Bei kurzärmeligen Hemden schauen keine Manschetten unter den Sakko-Ärmeln hervor – das sieht albern aus“, sagt Schaumann. Außerdem sei die Kombination unbequem, da der Futterstoff des Sakkos einem unangenehm auf der Haut klebe. Insa Candrix betont, dass Oberhemden durch häufiges Waschen und Bügeln meist arg in Mitleidenschaft gezogen werden. „Wenn das Hemd schäbig aussieht, macht das den ganzen Look kaputt“, sagt Candrix. Sie empfiehlt daher, hier lieber öfter mal in ein neues Teil zu investieren.

„Unter dem Hemd sollte man bei offiziellen Anlässen unbedingt ein Unterhemd tragen, damit zwischen den Knöpfen die Haut nicht durchblitzt“, betont Candrix. Allerdings sollte man darauf achten, dass das Unterhemd bei einem weißen Hemd nicht durchscheint – „Das Oberhemd muss auf jeden Fall blickdicht sein“, sagt Candrix. Sie empfiehlt ärmellose Unterhemden – „Die Ärmel zeichnen sich sonst ab.“

Auch an den Füßen ist das Untendrunter wichtig: „Zum Anzug sollte man immer Kniestrümpfe tragen“, betont Candrix. Es sei sehr unschön, wenn beispielsweise beim Sitzen unter dem hochgerutschten Hosenbein das nackte, behaarte Bein zum Vorschein käme. Stilvoll sei es, wenn Socken und Anzughose die gleiche Farbe hätten. „Das ergibt ein harmonisches Bild“, sagt Candrix. Ein absolutes Tabu seien Sportsocken zum Anzug.

Bei den Schuhen gilt, dass sie immer dieselbe Farbe haben sollten wie der Gürtel, den man zum Anzug trägt. „Die Schuhe sollten außerdem nie heller sein als der Anzug“, sagt Candrix. Man könne aber durchaus eine andere Farbfamilie wählen als die von Hose und Sakko: „Zum grauen Anzug sehen beispielsweise cognacfarbene Schuhe schick aus, und zu blauen Anzügen passen braune Schuhe sehr gut“, sagt Candrix.

Eine Krawatte komplettiert das Ensemble – vorausgesetzt, sie ist passend ausgewählt. Seien Anzug und Hemd in derselben Farbe gehalten, sollte die Krawatte einen Kontrast dazu bilden, erklärt Insa Candrix. „Zu einem gemusterten Hemd hingegen kann man eine unifarbene Krawatte wählen, die eine Farbe des Musters aufgreift“, sagt die Stylistin.

Bevor man sich nun von Kopf bis Fuß herausgeputzt in die Öffentlichkeit wagt, sollte man noch ein letztes Detail beachten: „Die Taschen und Rückenschlitze sind bei Sakkos immer zugenäht, damit sie beim Anprobieren nicht ausleiern“, erklärt Candrix. Die Naht am Rückenschlitz sollte man vor dem ersten Tragen auf jeden Fall auftrennen – „Auch eventuelle Markenaufnäher am Sakkoärmel werden entfernt“, betont die Expertin. Die Taschen könne man entweder zulassen oder öffnen – „Dann sollte man allerdings darauf achten, sie nicht mit Portemonnaies oder Schlüsseln auszubeulen.“